Von links: Greifvogelspezialist Karl-Heinz Peschen, Tierarztheferin Nadine Porwol, Dr. Iris Sandforth |
Ein stark abgemagerter Uhu wurde am 20. November 2011 in einem Gewerbegebiet bei Schermbeck aufgegriffen. Die eigentlich sehr wehrhafte Großeule ließ sich ohne große Probleme von Menschenhand aufnehmen und zu einer benachbarten Tierärztin bringen. Die erste Diagnose ergab, dass der männliche Uhu ein überdimensional geschwollenes, trübes Auge hatte. Umgehend setzte sich Frau Dr. Iris Sandforth mit dem NABU-Experten Karl-Heinz Peschen, Leiter der Station für verletzte Greifvögel und Eulen in Wesel-Blumenkamp, in Verbindung. Eine halbe Stunde später war Peschen vor Ort. In der Tierarztpraxis war der Uhu natürlich sofort versorgt worden. Trotz aller Bemühungen starb die majestätische Eule ein paar Stunden später. „Es ist eine Schande, dass dieser herrliche Vogel nicht mehr gerettet werden konnte. Wahrscheinlich hat er sich bei einem nächtlichen Beuteflug die schwere Augenverletzung zugezogen; zudem muss damit auch das Gehör verletzt worden sein. Zwangsläufig konnte er so keine Beute mehr fokussieren.
Das prächtige Tier ist tagelang verhungert. Wäre es zwei Tage eher gefunden worden, hätten wir es wahrscheinlich wieder auf die Beine bekommen“, meint Karl-Heinz Peschen.
Erst seit wenigen Jahren gibt es wieder ein paar Uhus am Niederrhein. Viele Jahrzehnte war der Uhu in unserer Region verschollen. 1960 gab es in ganz Deutschland wohl nur noch 60 Exemplare; die Art war in unserer Republik vom Aussterben bedroht. Das bewegte einige Uhuschützer um Herrn Bergerhausen in der Eifel so sehr, dass die Experten in riesigen Volieren Uhus unter wissenschaftlichen Bedingungen züchteten und die Nachzucht dann professionell mit Zustimmung der Fachbehörden in geeigneten Lebensräumen auswilderten. Weit über 20 Jahre und einige tausend Junguhus waren notwendig, um das Projekt zu einer Naturschutz-Erfolgsgeschichte werden zu lassen. Natürlich waren während dieser langen Zeit auch immer wieder größerer Rückschläge hinzunehmen. Unermüdliche Aufklärungsarbeit von vielen Eulenschützern in ganz Deutschland führte dazu, dass dieser geschützten Großeule nur noch wenige Naturfrevler nachstellen. Im vergangenen Jahrhundert wäre der Uhu beinahe vorrangig durch direkte menschliche Verfolgungen ausgestorben. Heute erleidet der Uhubestand regelmäßig Verluste insbesondere durch die Verdrahtung der Landschaft und durch zügellose Freizeitaktivitäten selbst in abgelegenen Naturräumen. Es gibt also auch hier noch viel zu tun. Aktuell gibt es in Deutschland wieder gut 1000 Uhu Brutpaare – und das ist wirklich eine der ganz seltenen Naturschutz-Erfolgsgeschichten.