Als das Schwafheimer Meer, eines der typischen niederrheinischen Rinnen-gewässer, Anfang der 70er Jahre aufgrund bergbaulicher und wasserwirtschaft-licher Einflüsse trocken fiel, blieb von dem einst faunistisch und floristisch bedeutenden Gewässer nur eine wenig ansehnliche Mulde zurück. Statt Wasser- und Sumpfpflanzen wuchsen bald nur noch Brombeeren und Brennnesseln.
Bevor der Rhein eingedeicht wurde bzw. die Deiche noch nicht ihre heutige Höhe hatten, trat der Rhein bei Hochwasser im Raum Rheinhausen-Friemersheim immer wieder über die Ufer und Wasser floss durch die in der Alluvialzeit gebildete Rinne über Moers Richtung Rheinberg ab. Nordwestlich des Schwafheimer Meeres vereinigten sich zwei solcher Abflussrinnen: der Aubruchkanal und der Schwafheimer Bruchgraben. Bis etwas zur Mitte des 20. Jahrhunderts standen die tiefsten Stellen fast jährlich einige Zeit unter Wasser. Erst ab den 60er Jahren fiel der Grundwasserstand so weit, dass nur noch bei sehr viel Niederschlag Wasser kurze Zeit in den Mulden stand. Dadurch wurde es möglich, Teile der ehemals extensiv genutzten Weiden in Ackerflächen umzuwandeln.
Nach Gründung der NABU-Kreisgruppe Wesel im Jahre 1977 war es der Wunsch des neuen Vereins, das Schwafheimer Meer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zuversetzten. Da der Besitzer viel Verständnis für die Natur hatte, stellte er das 10.000 m² große Gebiet kostenlos zur weiteren Entwicklung zur Verfügung. Der rund 60 m am Meer vorbeifließende Aubruchkanal wurde mit Genehmigung der LINEG (Linksniederrheinische Entwässerungsgenos-senschaft) genutzt und schon bald füllte sich das Schwafheimer Meer etwa zu einem Drittel mit Wasser. Im Laufe eines Jahres hatten sich alle Trockenrisse geschlossen und der Boden so weit verdichtet, dass die Mulde bis zur Hälfte gefüllt war. Nach diesem Erfolg unterstützte die LINEG das Projekt mit weiteren Wassermengen.
Von dem Aubruchkanal, in den das in Moers Kapellen anfallende Sümpfungswasser gepumpt wird, legte die LINEG zusätzlich eine rund 300 m lange Leitung, um das Schwafheimer Meer konstant mit Wasser zu versorgen. Sehr schnell entwickelte sich die nun bis zum Rand gefüllte Mulde wieder zu einem ökologisch vielversprechenden Biotop, das 1992 mit großem Umfeld (ca.28 ha) zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Weiterhin wurden 2000 unter Federführung der LINEG in Fortsetzung des Schwafheimer Meeres, jenseits des Aubruchkanals, zwei große Vertiefungen im Bereich dieser Hochflutrinne angelegt, die der Wasserversickerung dienen. Damit wird eine Grundwasseran-reicherung erreicht, um dem Wasserwerk Moers/Vinn (Betreiber Enni) die rechtlich abgesicherte Förderkapazität gewährleisten zu können. Auch wurde die Pumpanlage Aubruchkanal-Vinnbusch zur Sicherung der Wiedervernässung dieses Teilbereiches der Alluvialrinne stillgelegt.
Die oben beschriebenen Maßnahmen waren Teil eines mit der LINEG und dem Kreis Wesel abgestimmten Entwicklungskonzeptes der NABU-Kreisgruppe Wesel für den Bereich zwischen Schwafheim und Neukirchen, das die Verknüpfung verschiedener Biotopstrukturen vorsah.
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Im März 1999 stellten wir das Konzept dann den weiteren Betroffenen vor, die die Entwicklung positiv beurteilten: Vertretern der Landwirtschaft, der Kommunen, des KVR, der LÖBF, des Forstes und der Bezirksregierung.
Als nächster Schritt zur weiteren Evolution im Bereich Schwafheimer Meer-Aubruchkanal ist vorgesehen, Grünlandflächen der temporären Vernässung zuzuführen.
Über die vorrangig angestrebte ökologisch wertvolle Vernässung hinaus, sollen auch Vernetzungen zu bestehenden Biotopen, beispielsweise zu dem Bereich der Binnendüne Klingerhuf in Neukirchen, geschaffen werden.
Um die Machbarkeit dieser Entwicklungsziele objektiv beurteilen zu können, hat das zuständige Amt für Agrarordnung in Mönchengladbach eine agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) in Auftrag gegeben. Die Fertigstellung der Studie erfolgte im Juni 2002 mit einem positiven Ergebnis für die weitere Entwicklung der Natur. Auch die Landwirtschaft konnte dem Konzept zustimmen, da für die Umsetzung auf geringwertige landwirtschaftliche Nutzflächen zurückgegriffen werden soll. Ein Großteil der Flächen wird seit vielen Jahren von Herrn Karl-Heinz Hartmann gepflegt (siehe Foto).
Um eine möglichst große Akzeptanz bei der Bevölkerung, Politikern und Kommunalbehörden für das Konzept zu erhalten und um den Raum mit seinen Besonderheiten der Bevölkerung zugänglich zu machen und näher zu bringen, wird ein Natur- Erlebnispfad am Schwafheimer Meer unter dem Titel ‚Naturerleben im Ballungsraum’ eingerichtet. Der Erlebnispfad dient mit seinen vielfältigen Informationen rund um das Gebiet und zur Alluvialrinne in ihrem heutigen Zustand der gezielten Besucherlenkung. Die Fertigstellung erfolgte wie geplant Ende 2005.
Das Projekt ‚Naturerleben im Ballungsraum’ wird durch die Nordrhein-Westfälische Stiftung für Natur und Umwelt gefördert.
Dieser Beitrag basiert auf einem Bericht von Herrn Tim Hartmann im Naturspiegel, Heft 47