Für viele Tiere ist der Herbst die Jahreszeit, in der sie sich ein geeignetes Quartier für ihre Winterruhe suchen. Was wenige wissen: Auch einige heimische Schmetterlingsarten, wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs gehören zu den Tieren, die hierzulande überwintern. Baumhöhlen sind ideale Winterbehausungen, da sie jedoch selten geworden sind, suchen die Falter auch Unterschlupf in Gebäuden. "In Kellern, Garagen und Scheunen lassen sich die Tiere dann an Balken oder Wänden sitzend beobachten", weiß Martin Glöckner, Schmetterlingsexperte des NABU NRW.
Die Flügel nach oben geklappt, die Körperfunktion heruntergefahren - in dieser Ruhestellung verharren die Schmetterlinge bis die ersten warmen Frühlingstage sie wecken. "Jeder, der ein Tagpfauenauge oder einen Kleinen Fuchs in dieser Position findet, sollte ihn unbedingt in Ruhe lassen und darauf achten, dass während der Ruheperiode die Temperatur in seiner Umgebung nicht über 5 Grad steigt", empfiehlt Glöckner. "Denn sonst flattert der Falter umher und verhungert, weil er keine Nahrung finden kann." Falls der Falter sich an einem Ort niederlässt, an dem es wärmer werden könnte, sei die beste Lösung, ihn mittels einer Schachtel an einen wettergeschützten und kühlen Ort (z.B. Garage, Speicher) zu verfrachten, an dem er ungestört weiterschlafen kann.
"Dort darf es ruhig mal richtig kalt werden, denn Schmetterlinge überleben auch Temperaturen unter 0° C", weiß Glöckner. Sie würden dazu vor Wintereinbruch den Gefrierpunkt ihrer Körperflüssigkeit mit Hilfe einiger chemisch-physikalischer Tricks herabsetzen: So konzentrieren sie beispielsweise ihren Körpersaft durch verstärktes Ausscheiden von Wasser. Eventuell lagern sie zusätzlich - wie andere Insekten auch - Glycerin in ihren Zellen ab. Hier würde die als Frostschutzmittel bekannte Substanz dann die gleiche Wirkung wie im Kühlwasser der Autos entfalten. "An den ersten warmen Frühlingstagen sollte man jedoch nicht vergessen, den dann aus ihrer Winterruhe erwachenden Faltern eine Möglichkeit des Ausfluges zu bieten", so der Schmetterlingsexperte des NABU.
Die meisten heimischen Schmetterlingsarten überwintern jedoch als Ei, Raupe oder Puppe. Beliebte Winterquartiere für diese Schmetterlingsstadien sind Gärten. "Wer seinen Garten schmetterlingsfreundlich gestalten möchte, sollte auf das Ausreißen verblühter Kräuter und Stauden verzichten," rät Glöckner. "Denn Tagfalter, wie z. B. der Schwalbenschwanz, überwintern als Puppe bevorzugt an Wilder Möhre, Kleiner Bibernelle, Fenchel oder an der Gartenraute." Er rät zudem vom Umgraben des Bodens ab, da sich dort einige Falterarten als Raupe eingraben und verpuppen. Ein Willkommensgruß für Schmetterlinge, die im Frühjahr wieder auf Nahrungssuche gehen, seien besonders einheimische Wildkräuter und Gehölze. Eiche, Faulbaum, Obstbäume, Schlehen, Weißdorn und Weiden gehören zu ihren bevorzugten Nahrungspflanzen.
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