Pappelgruppen, Pappelwäldchen und einzelstehende Pappeln profilieren, neben den etwas häufiger anzutreffenden Silberweiden und deren durch einstmalige wirtschaftliche Nutzung erzwungene Kulturform Kopfweide, die ansonst nahezu baumfreie Landschaft zwischen Spühlsaum und Niederterasse am mittleren und unteren Niederrhein.
Die Spekulation, mit raschwüchsigen Hybridpappeln eine zufrieden stellende Rendite zu erwirtschaften, führte vor zirka 50 Jahren dazu, solche Pappeln auf allen möglichen und unmöglichen Standorten in den Boden zu bringen. Der Wunschtraum ging nicht in Erfüllung und mit ebensolchem Eifer werden diese Bäume jetzt entfernt.
Kaum jemand macht sich aber Gedanken darüber, dass diese „Kunstbäume“ auch einen Lebensraum geschaffen haben, der gefährdeten Insekten und Vögeln eine Überlebenschance in unserer so dicht besiedelten Region bietet. Der immaterielle Wert als Naherholungsgebiet für zehntausende Bürger spielt dabei eine gleichermaßen wichtige Rolle.
Dieser Lebensraum „Pappelkulturen“ birgt aber noch einen forstbotanischen Schatz. Inselartig zerstreut und für Gehölzunkundige nicht wahrnehmbar, oft inmitten vieler Hybridpappeln versteckt, führen die auf der roten Liste stehenden Schwarzpappeln ein verlorenes Dasein. Es bedarf des engagierten Einsatzes von Naturschützern, der Schwarzpappel, als einem Charakterbaum der Weichholzaue, das Überleben zu sichern.
Soweit aus teilweise schon geraume Zeit zurückliegenden Kartierungen bekannt ist, soll es in Deutschland noch etwa 3500 echte Schwarzpappeln geben. Zirka 250 dieser Bäume sollen davon in NRW zu finden sein. Aufgrund eigener Beobachtungen gehe ich davon aus, dass mindestens 10 % dieser Pappeln in den zurückliegenden 25 Jahren „verschwunden“ sind. Seitens der LÖBF läuft momentan eine Überprüfung der vor 25 Jahren, anlässlich einer sehr gewissenhaften Kartierung durch einen bereits im Ruhestand befindlichen LÖBF Mitarbeiter, gefundenen Bestände.
Es kann davon ausgegangen werden, dass am mittleren Niederrhein in den vergangenen 25 Jahren keine Nachpflanzung echter Schwarzpappeln stattgefunden hat, sofern nicht die Sonderform Pyramidenpappel dazu gezählt wird.
Um eine nachhaltige Rettung der echten Schwarzpappel zu sichern, wurde seitens der LÖBF ein Schwarzpappelprojekt initiiert. Für den Projektleiter ist es hilfreich, ihn auf seinen Reviergängen zum Zwecke der Standortverifizierung zu unterstützen. Gehölz- und standortkundige NABU Leute sind oft in der Lage, lange Umwege vermeidbar zu machen und durch ihre Beobachtungen wertvolle Ergänzungen über das Schicksal des einen oder anderen Baumes zu liefern.
Nach dezimetergenauer Eintragung in entsprechendes Kartenmaterial sollen die verifizierten Einzelbaumstandorte mit einer Bodenkarte zur Deckung gebracht werden. Daraus lassen sich geeignete Standorte für Nachpflanzungen festlegen und mit Unterstützung der zuständigen Behörden könnten diese auch realisiert werden. Landschaftspläne, Biotopmanagementpläne, kommunale Programme zur Waldvermehrung u. ä. stehen als Instrumente zur Verfügung.
Da die Rettung der echten Schwarzpappel auch ein Anliegen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist, kann von dieser Seite mit finanzieller Unterstützung gerechnet werden. Ein großes Vorhaben ist vor kurzen im NP Unteres Odertal angelaufen. Hilfe in finanzieller Hinsicht könnte auch von TriVersion geleistet werden.