Jedes Jahr im Herbst gehen vermehrt Anrufe besorgter Bürger bei Naturschutzverbänden und Tierheimen ein, die vermeintlich zu kleine, herumirrende Igel im Garten gefunden haben und nun wissen wollen, wie man die Tierchen am besten über den Winter bringt. Doch die Sorge um das beliebte Stacheltier ist meist unbegründet. Erst mit dem Wintereinbruch besteht für untergewichtige oder kranke Igel die Gefahr, dass sie für den Winterschlaf nicht ausreichend gerüstet sind. Die stacheligen Gesellen sollten daher nicht vorsorglich eingesammelt werden.
Wer Jungtiere unterstützen wolle, kann regelmäßig ein Schälchen Katzenfutter bereitstellen und für Unterschlupfmöglichkeiten im Garten sorgen. Wichtig: Milch vertragen Igel nicht.
Während Altigel bereits im frühen Herbst ihr Winterquartier vorbereiten, sind viele Jungigel je nach Witterung noch bis weit in den November hinein unterwegs, um sich die nötigen Fettreserven anzufressen. Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten sind sie dabei auch tagsüber aktiv. Auch im nahrungsärmeren Spätherbst finden die jungen Igel in einem naturnahen Garten meist noch genügend Regenwürmer, Schmetterlingslarven oder Schnecken, um den Winter aus eigener Kraft unbeschadet zu überstehen. Ist ein Herbst so mild wie im Jahr 2011 gilt dies natürlich erst recht.
Ihre Winterquartiere suchen Igel erst bei anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad auf. Erst dann sollten noch herumirrende Igel, die einen kranken oder unterernährten Eindruck machen, aufgenommen werden. Dabei gelten Jungigel die ab Anfang November, im Flachland etwa ab Mitte November, weniger als 500 g auf die Waage bringen, als hilfsbedürftig. Auf jeden Fall sollte man einen solchen Pflegling einem Tierarzt vorstellen. Wird dort festgestellt, dass der Igel keiner menschlichen Hilfe bedarf, so muss er unverzüglich wieder am Fundort freigelassen werden, denn gesunde, kräftige Igel überleben den Winter ohne menschliche Hilfe. Im Haus überwinterte Igel haben im Vergleich dazu enorme Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie im Frühjahr wieder in die Natur entlassen werden.
Am meisten ist ist dem Igel geholfen, wenn ein Hausgarten naturnah gestaltet und bewirtschaftet wird. Strukturen wie Hecken, Teiche, Obstbäume, Steinmauern, Lesestein- und Totholzhaufen oder Wiesen bietet dem Igel ganzjährig einen Lebensraum. Der Verzicht auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sowie eine Bepflanzung mit heimischen Gewächsen sorgen dafür, dass das Stacheltier auch einen reich gedeckten Tisch vorfindet.
Ein Hausgarten muss außerdem nicht aussehen, wie "geleckt". Die im Herbst häufig übliche Aufräumaktion sollte man auf das Frühjahr verschieben. Das ideale Winterquartier lässt sich dann nämlich schnell bereitstellen: Es besteht aus einem Haufen totem Holz, Reisig und Laub.