In vielen landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften gehören Streuobstwiesen heute noch immer zum Landschaftsbild. Auch am Niederrhein gab es früher rund um die Bauerndörfer große Flächen dieses prägenden Naturraumes. Während sie in der Vergangenheit wesentlich zum Einkommen der Bauern beitrugen, sind sie heutzutage vom Verfall bedroht, da der Obstanbau auf Hochstammbäumen nicht mehr rentabel ist und daher Pflege und Nachpflanzung oft vernachlässigt wird. Die Bäume sind zum großen Teil überaltert und große Obstwiesenbereiche gehen jedes Jahr bei Stürmen für immer verloren. Obwohl der Betrieb dieser alten landwirtschaftlichen Wirtschaftsform in den Zeiten der Globalisierung und Gewinnoptimierung nicht zeitgemäß erscheint, ist der Erhalt der Streuobstwiesen ungemein wichtig, da sie in ihrem Charakter „Miniatur-Naturschutzgebiete“ darstellen, die gerade in der heutigen Zeit mit ihrer industriell geprägten Landwirtschaft ganz wichtige „Überlebens“-Räume für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten sind. Darüber hinaus bieten sie neben ihrer Schönheit auch dem Obstliebhaber die Möglichkeit zum Erhalt von alten, aromatischen Obstsorten, die auszusterben drohen, da sie für die wirtschaftliche Obsterzeugung meist nicht mehr rentabel sind.
Schüler beim Einrammen der Pflanzpfähle
Foto: Dieter Steinhilber |
Zum Erhalt einiger dieser Streuobstwiesen im Bereich der Voerder Rheindörfer wurde von der NABU-Gruppe Voerde im Jahr 2010 ein Projekt aufgelegt, das von der EUROPA-Möbel-Umweltstiftung gesponsert wurde. Es wurden 120 Hochstamm-Obstbäumen als Ersatz für abgestorbene und von Stürmen umgestürzte Bäume in den Obstwiesen gesetzt.
Dieses Projekt konnte im Jahr 2014 fortgeführt werden. Auf Basis einer weiteren großzügigen Spende der EUROPA-Möbel-Umweltstiftung und Hilfestellung des Voerder Möbelhauses „Wohnwelt Fahnenbruck“ konnten 69 junge Hochstamm-Obstbäumen alter Sorten gepflanzt werden.
Schüler beim Setzen eines Obstbaumes Foto: Peter Malzbender |
Ab Anfang November wurden auf verschiedenen Wiesen in Voerde-Löhnen mit den Vorarbeiten begonnen. Dazu gehören das Ausheben der Pflanzgruben, das Einrammen von jeweils drei Stütz-/Schutzpfählen, sowie das Annageln der Riegel an zwei Seiten der Schutzgestelle.
Nach der Anlieferung der Obstbäume am 4. Dezember wurden die jungen Bäume am 5. und 6. Dezember gepflanzt und die dünnen Stämme im unteren Bereich mit Kaninchendraht gegen Fraß durch Kleinnager geschützt. Anschließend wurden die Bäumchen innerhalb der Schutzgestelle fixiert, die Gestelle mit Riegeln komplettiert und abschließend rundum mit Stacheldraht zum Schutz vor Weidevieh gesichert. Dieser aufwändige Schutz ist notwendig, da die Obstwiesen im Idealfall durch Rinder oder Schafe beweidet werden, und diese die Bäume sonst beschädigen würden.
Im Gegensatz zu den Witterungsverhältnissen bei der Pflanzaktion 2010/2011, die sehr darunter leiden musste, war das Wetter gut und die Arbeiten konnten mit viel Einsatz und Engagement bis zum 06.12.14 zu Ende gebracht werden.
Wie auch schon 2011 half eine 7. Klasse der Waldorfschule Dinslaken-Eppinghoven, unterstützt von ihrer Lehrerin und einigen Eltern, beim Pflanzen von 20 Obstbäumen. Diese Aktion am 05.12. betraf dabei alle notwendigen Arbeitsschritte, begonnen mit dem Ausheben der Pflanzgruben, über das Pflanzen und das Anbringen des Verbissschutzes, bis zum Vernageln der Schutzgestelle.
Schulklasse, Jahrgangsstufe 7 der Freien Waldorfschule Dinslaken
Foto: Peter Malzbender |
Alle Beteiligten waren mit Begeisterung und Spaß bei der Sache. Ergänzend wird die NABU-Gruppe Voerde im Frühjahr zusammen mit der Klasse ein „Wildbienen-Hotel“ bauen, das dann vor Ort auf einer Obstwiese angebracht werden soll.
Mit dem Pflanzen der Bäume ist die Arbeit nicht abgeschlossen. Vor dem Austrieb im Frühjahr wird jetzt der sogenannte „Erziehungsschnitt“ der gepflanzten Bäumchen erfolgen, bei dem die Grundstruktur der Baumkrone festgelegt wird. Im Laufe der nächsten 5-10 Jahre müssen immer wieder weitere Erziehungsschnitte erfolgen, um eine gesunde Kronenstruktur zu erzielen.
Als Lohn können wir uns alle auf schöne, im Frühling blühende und im Herbst köstliche Früchte tragende, prächtige Hochstamm-Obstbäume freuen.
Ein Bericht von Dr. Uwe Thurmann und Günther Kalisch (Januar 2015)