°Sportlich° war das Motto für die NAJU in Wesel während der Herbstferien vom 05. bis zum 11. Oktober 2008. Im Rahmen des bundesweiten Projektes JUUS (Jugend für Umwelt und Sport) ging es in die Luft. Bei JUUS geht es darum, Natur auf sportliche Art zu erleben und den Sport umwelt- und naturschutzgerecht auszuüben.
Frei wie ein Vogel durch die Lüfte schweben… und dabei die Natur aus einer anderen Perspektive kennen lernen. Das ist das Motto eines Balloncamps 2008 in der zweiten Woche der Herbstferien. Ballonsportler und Naturschützer wollen den Niederrhein über den Korbrand eines Heißluftballons hinweg erkunden und dabei die menschlichen Einflüsse auf diese Landschaft genau unter die Lupe nehmen.
Ziel des Zeltlagers im Weseler Auestadion war es, den Lebensraum Niederrhein in Theorie und Praxis kennen zu lernen. Ein allgemeiner Vortrag von Dr. Johan Mooij von der Biologischen Station im Kreis Wesel (BSKW) vermittelte den Teilnehmern von NAJU und Sportvereinen aus Hamm, Braunschweig, Mülheim, Wesel und Hamminkeln Kenntnisse zur Geologie und zu naturkundlichen Besonderheiten des Niederrheins, besonders zum Vogelzug.
Der Niederrhein ist besonders stark durch menschliche Nutzung geprägt, im besonderen Maße durch die Regulierung der Flüsse (hier Rhein, Lippe und Issel), Auskiesungen und durch Verkehrsadern und Siedlungen.
Den Rhein und seine Deiche konnten wir zunächst theoretisch im Rhein-Deich-Museum in Bislich kennen lernen. Hier stellte uns Museumsleiter Peter von Bein den Rhein als Lebensraum und Arbeitsstätte (Schiffer und Fischer) vor. Ein historischer Abriss zeigt, wie der Rhein sich in 3.000 Jahren verändert hat - ganz besonders unter dem Einfluss des Menschen, der ab dem 14. Jahrhundert Deiche gebaut und den Flusslauf beeinflusst hat.
Praktisch konnten wir die Deichbaustelle in Wesel-Büderich und die Baustelle der neuen Rheinbrücke ansehen. Ein Besuch bei den ersten Landschaftsgestaltern am Niederrhein - den Römern - gehörte mit einem Ausflug ins Römermuseum und den Archäologischen Park natürlich auch mit zum Programm. Herr Hüting, Geschäftsführer der Fa. Hülskens, führte uns außerdem durch die Auskiesungsfläche im Lippemündungsraum. Dort wird zunächst Kies gewonnen und abschließend der weitgehend kanalisierte Lippeverlauf in ein naturnäheres Bett verlegt. Hier bestand durchaus die Möglichkeit, Details des Vorhabens kritisch mit ihm zu diskutieren. Gerade die Auskiesungen werden am Niederrhein inzwischen schließlich auch sehr kritisch gesehen. Sie stellen einen erheblichen Eingriff in die Landschaft dar, beeinflussen das Grundwasser und das Kleinklima, zwingen zu Umwegen, wo man früher durchfahren konnte, sind manchmal aber auch eine Bereicherung der Naturlandschaft. Wichtig ist dabei, dass die ausgleichenden Naturschutzmaßnahmen an den Baggerseen fachlich in Ordnung und nicht nur Kosmetik sind.
Höhepunkte der Freizeit waren natürlich die Fahrten mit den Heißluftballonen des Mülheimer Ballonclubs. Wetterbedingt konnten wir leider nur an den letzten drei Tagen starten. Was kann man von da oben aus sehen und wahrnehmen? - haben wir uns im Vorfeld der Ballonfahrten überlegt. Dazu haben wir einen Beobachtungsbogen entworfen, in den wir Landschaftstypen und Landschaftsnutzungen eingetragen haben. Während der Ballonfahrten haben wir dann "Buch geführt", was wir tatsächlich so unterscheiden konnten. Soweit möglich haben wir die im Ballon zurückgelegte Strecke auch noch mal mit dem Fahrrad verfolgt. Da konnten wir vergleichen, was wir zu sehen geglaubt hatten und was es tatsächlich war.
Im Zeltlager sowie bei unseren Ausflügen haben wir natürlich auf die Tierwelt geachtet und hiervon Beobachtungslisten erstellt. Dabei haben wir überlegt, welche Tier - besonders Vögel - wirklich am Niederrhein heimisch und welche nur "auf der Durchreise" sind. Spannendste Beobachtungen waren hier die Jagd eines Wanderfalken auf einen Abendsegler (mittags um 13:00 Uhr!) und eine Auseinandersetzung zwischen Krähen und einem Sperber. Vom Ballon aus konnten wir auch viele weitere Vögel beobachten. Dabei kam ein Bussard so nahe an uns heran, dass wir auch einen Bericht zur "Luftigen Begegnung" an den Aeroclub geschickt haben. Ziel der Erfassung dort ist es festzustellen, ob und wie weit die Ausübung von Luftsport Tiere beeinträchtigt. Die Ergebnisse fließen in die zukünftigen Ausbildungsunterlagen für alle Luftsportarten mit ein. Den Entwurf hat uns Dr. Wolfgang Scholze, der Umweltbeauftragte des Deutschen Aeroclubs, im Ballonlager vorgestellt.
Für Ballonfahrer am Niederrhein ist es z. B. wichtig, über Rastplätzen von Gänsen (die sind als Wintergäste mit bis zu 100.000 Exemplaren im Kreisgebiet anzutreffen) eine Mindesthöhe einzuhalten. In den Ballonfahrerkarten sind die Rastplätze extra gekennzeichnet.
Die kalten Nächte vertrieben wir uns bei gemütlichen Runden um eine Feuertonne, bis uns der warme Schlafsack rief. Für den Morgenstart galt es immerhin um viertel vor sechs aufzustehen, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Dafür war das aber auch ein tolles Erlebnis, wo wir doch den Sonnenaufgang durch Auf- und Abstieg im Ballon gleich zweimal erleben konnten.
Die Freizeit ist von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert (DBU)
Weitere Infos: www.juus.de