Die heimische Kiesindustrie beklagt „Industriefeindlichkeit“. Einerseits seien durch den neuen Regionalplan massive Einsprüche von der Bevölkerung vorprogrammiert, weil die vom RVR geplanten potentiellen Abgrabungsflächen aus Sicht der Kiesindustrie großes Konfliktpotential böte und für die Unternehmen selbst gar nicht interessant seien; andererseits macht den Kiesbaggerern der Entwurf der GRÜNEN und der CDU im Kreis zu schaffen, der eine drastische Reduzierung der geförderten Kiesmengen vorsieht.
SPD-Kreistagsmitglied Gabi Wegner und Fraktionsvorsitzender Gerd Drüten fordern sogar, dass die Abbaumenge des Kieses in unserer Region bereits in 15 Jahren auf 50 Prozent reduziert wird. Die NABU-Kreisgruppe Wesel unterstützt voll und ganz die Forderung der SPD auf Kreisebene. Wir betonen ausdrücklich, dass wir nicht ein grundsätzlicher Gegner des Kies- und Sandabbaus am Niederrhein sind, aber: Das Maß scheint am Niederrhein voll zu sein.
Abgrabungsgewässer Milchplatz im Orsoyer Rheinbogen. |
Foto: Peter Malzbender |
Fridays for Future ist ein aktueller Aufschrei junger Menschen, die den Raubbau an der Natur aufhalten wollen. Dies scheint zunehmend alle Alters- und Gesellschaftsklassen nachdenklicher zu machen. Schon vor Jahren haben sich viele Bürgerinitiativen auch gegen den Kies- und Sandabbau in den Kreisen Kleve und Wesel formiert. Dem grenzenlosen Landschaftsverbrauch durch alle möglichen Nutzeransprüche, eben auch von der Kiesindustrie, muss nachhaltiger Einhalt geboten werden. Die Ressourcen sind begrenzt. Nicht nachwachsende Rohstoffe sind für alle Zeit verschwunden. Tausende Hektar landwirtschaftlicher Flächen sind in den vergangenen Jahrzehnten weggebaggert und nicht mehr verfüllt worden. Viel Oberflächenwasser verdunstet, was wiederum den ökologischen Wasserhaushalt beeinflusst.
Natürlich haben sich einige Baggerlöcher durch aufwendige Biotop-Managementmaßnahmen zu artenreichen Lebensräumen entwickelt, aber die Gesamtbilanz aller Abgrabungen ist auch aus Sicht der Biodiversität eher sehr dürftig. Selbst ohne niederrheinischen Sand und Kies werden auch in Jahrzehnten noch Brücken etc. gebaut werden können. Unsere ländliche „Kulturlandschaft“ darf nicht weiter gedankenlos ausgebeutet werden. Der Klimawandel zeigt uns jetzt schon die Grenzen auf, weil man Naturgesetze nicht austricksen kann. „Ein Kilo Kies pro Stunde verbraucht jeder Deutsche“, streut Hülskens Geschäftsführer Christian Strunk unters Volk. Eine typisch irrelevante Milchmädchenrechnung des ehemaligen Xantener Bürgermeisters. Die Natur stellt auch Herrn Strunk täglich Sauerstoff, Trinkwasser, Tageslicht etc. zur Verfügung, ganz ohne Gegenrechnung, aber von existenzieller Bedeutung.
Artikel von Peter Malzbender, Feburar 2019