Die Thermografie ist ein Messverfahren, das die unsichtbare thermische Strahlung, die jedes Material ausstrahlt, misst und in ein Thermogramm mit unterschiedlichen Farben umwandelt. Dazu kommt der positive Effekt, dass es sich hierbei um ein zerstörungsfreies Messverfahren handelt. Damit sind die besten Voraussetzungen geschaffen, Schwachstellen an Gebäuden aufzudecken und mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen Energie einsparen zu können.
Die Interpretation und Auswertung der Thermogramme erfordert allerdings die Fachkompetenz erfahrener Thermografen.
Die wichtigsten Anwendungen der Thermografie im Bauwesen sind:
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert seit Anfang Mai 2008 Thermografiegutachten als Einzelgutachten oder als Gutachten eingebettet in eine geförderte „Vor-Ort-Energieeinsparberatung“. Bei einem Thermografiegutachten werden die Schwachstellen eines Gebäudes aufgezeigt. Im Zuge einer „Vor-Ort-Energieeinsparberatung“ werden die Thermogramme in einem schriftlichen Gesamtbericht mit eingearbeitet und für Modernisierungsmaßnahmen mit ausgewertet.
Sie wollen ein Haus kaufen und vorher mögliche Schwachstellen erkennen. Anhand eines Thermogramms ist die energetische Qualität von Außenwänden bereits vor Gebäudekauf bekannt: Gebäude mit einer ungedämmten Außenfassade und unbeheiztem Flur.
Sie haben bereits gekauft, wollen sanieren und wissen nicht, wo z.B. Heizungsrohre verlaufen, die gedämmt werden müssen. Mit einer IR-Kamera können die Verläufe von unter Putz verlegten Heizungsleitungen geortet und dokumentiert werden. Dies gilt auch für verlegte Leitungen im Bereich einer Fußbodenheizung.
Bei Schimmelpilzbefall in Wohn- und Büroräumen besteht für Mensch und Tier akute Gesundheitsgefahr. Mit Hilfe der Thermografie sowie der entsprechenden Software können möglicher Schimmelpilzbefall unter verschiedensten Bedingungen simuliert und dargestellt werden.
Links die Flursituation mit einer Digitalkamera dargestellt. Im Thermogramm rechts sind die grau unterlegten Bereiche unkritisch. Die Grünfärbung deutet auf latenter Schimmelgefährdung hin. Blau dargestellt sind die Bauteilbereiche, in denen Schimmelpilz bereits vorkommt.
Eine weitere Anwendung ist der Einsatz einer Thermografiekamera während einer Luftdichtheitsmessung (BlowerDoor-Messverfahren). Bei diesem Verfahren wird die Luftdichtheit eines Gebäudes bestimmt, indem mit Hilfe eines in einer mobilen Tür eingebauten Ventilators Luft aus dem Gebäude gefördert wird. Die über Undichtigkeiten in der Gebäudehülle nachströmende Außenluft kann nun mit einer Thermokamera sichtbar gemacht werden. Der BlowerDoor-Test kann sowohl im Altbau- als auch im Neubaubereich eingesetzt werden.
Das Digitalbild (li.)zeigt eine Rissbildung im Übergangsbereich zwischen Decke und Dachschräge. Im Thermogramm ist die nachströmende Außenluft deutlich sichtbar.
Einströmende Außenluft an einer nicht ordnungsgemäß eingebauten Außentür.
Im Neubaubereich sollten zur Qualitätssicherung immer zwei Messungen durchgeführt werden. Erstmalig nach Fertigstellung der luftdichten Ebene. Hier kann die Qualität der durchgeführten Arbeiten kontrolliert werden. Nachbesserungen sind ohne großen Aufwand möglich. Die zweite und entscheidende Messung wird im Gebrauchszustand des Neubaus durchgeführt. Die anfallenden Mehrkosten amortisieren sich spätestens dann, wenn damit nachträgliche und teure Sanierungsmaßnahmen vermieden werden oder Handwerker im Hinblick auf die spätere Qualitätskontrolle von vornherein sorgfältiger arbeiten.
Die Wärmeleitfähigkeit von trockenen Materialien ist geringer als die von feuchten Materialien. So kann mit einem Thermogramm sehr deutlich die Auswirkungen von z.B. feuchten Wänden dargestellt werden.